Eine starke Mitte: Tief berührt. Warum Berührung so wichtig ist für dich und andere.

"KEINER drückt mich mehr“, sagte meine 6-jährige Nichte Ende letzten Jahres verzweifelt. Abstandsregeln, Kontaktsperren und diffuse Ängste vor Nähe haben die letzten Monate bestimmt. Aber um bei mir zu bleiben, mich zu spüren und meine Bedürfnisse wahrzunehmen, brauche ich, genauso wie jeder Mensch, Berührung. Und du ganz sicher auch.

Was ist Berührung?

Berührung oder Körperkontakt ist immer ein "spürender Kontakt". Körperkontakt und Berührung werden von vielen Autoren als "taktile Kommunikation bezeichnet, als eine Kommunikation, bei der die Beteiligten sich über ihre Körper und Berührungen austauschen. Diese Art der Kommunikation gilt als ursprünglichste, unmittelbarste und grundlegendste, auf der alle anderen Formen von Austausch, z. B. Sprache oder Schrift, aufbauen.

Die Berührung hat verschiedene Dimensionen: Der Kontakt kann - im Normalfall - zwischen zwei und mehr Menschen stattfinden (indem sie sich herzlich umarmen oder z. B. eine Shiatsubehandlung bekommen), aber auch (durch Selbstberührung) mit sich selbst (um sich selbst zu erfahren), zur dinglichen Umwelt (durch Berührung und Spüren von Gegenständen) oder sogar über Medien zu anderen Menschen (z. B. bei einer Tennisballmassage).

Berührung ist die unmittelbarste Kommunikationsform, ein direkter Ausdruck von Befindlichkeiten und Gefühlen, die auf andere überspringen. Dabei gehen die Menschen miteinander in Resonanz. Sie kommen sich nahe und ihr Inneres wird berührt.

Berührung gehört zu den Grundbedürfnissen eines Menschen, wie Essen, Trinken, Schlafen und Licht sowie Anerkennung und Liebe. Die allererste, meist liebevolle Berührung durch die Mutter führt zu einem stabilen "ich-bin"-Empfinden. Je mehr Berührung in der ersten Lebensphase erlebt wurde, desto harmonischer verläuft die Entwicklung eines Kindes, es entwickelt mehr Selbstbewusstsein und Selbstgefühl. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen für die Entwicklung von Qualitäten wie Empathie, Achtsamkeit und Spiritualität. Die aktuell verbreitete "bleib-mir-vom-Leib"-Haltung macht Menschen beziehungsunfähig und erzeugt eher eine gewisse Unberührbarkeit.

Jede Art von Berührung beeinflusst das Denken und Handeln. Dort, wo Berührung stattfindet, gibt es weniger Stress, mehr Gruppendynamik, Zusammenarbeit und Vertrauen. In vielen Studien ist beschrieben, dass Körperkontakt wichtig ist und einfach gut tut.

 

Die Haut - Das Berührungsorgan

Berührung findet über die Haut statt. In der Haut sitzen unzählige Rezeptoren, die Wärme, Kälte, Strukturen, Texturen und Druck, aber auch die Richtung und Geschwindigkeit von Kontakten bzw. Berührungen genau erfassen. Gleichzeitig mit der Wahrnehmung einer Berührung erfolgt immer auch eine Bewertung, ob eine Berührung positiv, negativ, also angenehm oder unangenehm ist. Dafür verantwortlich sind u. a. sogenannte C-taktile (CT-) Fasern. Ist die Bewertung der Berührung positiv, wird Oxytocin ausgeschüttet, ein Botenstoff, der Stresshormone im Körper abbaut, was wiederum das Immunsystem stärkt und Ängste reduziert. Gleichzeitig wirkt Oxytocin schmerzstillend.

Durch die Berührung der Haut kann die Haut als Grenze zur Außenwelt wahrgenommen werden. Sie vermittelt ein Gefühl von „das ich bin“ und „das bin ich nicht“.

 

Wie wirkt Berührung?

Der Berührungsreiz erreicht über Nervenbahnen zuerst den Hirnstamm, einem tiefliegenden Teil des Gehirns, von wo Vorgänge gesteuert werden, die unbewusst ablaufen (z. B. Atmung). Von dort wird der Reiz in das limbische System weitergeleitet, wo die emotionale Bewertung des Reizes stattfindet. Dann erst erreicht der Reiz das Großhirn, wo bewusstes Wahrnehmen, Planen und Handeln, Denken, Sprache usw. angesiedelt sind. Im Großhirn wird der Reiz im mittleren präfrontalen Kortex, also direkt hinter der Stirn verarbeitet, der für Achtsamkeit, Empathie, Gefühlsregulation, Angst u. ä. zuständig ist. Berührungsreize werden immer von „unten nach oben“ verarbeitet.

Die Entwicklung des Gehirns ist davon abhängig, wie sich das Körperempfinden ausprägt. Zuerst ist ein Mensch ganz Körper, z. B. freut sich ein Kleinkind mit dem ganzen Körper, es „bebt“. Aus der Körperwahrnehmung entwickeln sich die Emotionen, dann erst das bewusste Denken und alle menschlichen „höheren“ Kompetenzen. Das heißt, dass die Qualität der Körperwahrnehmung, des Fühlens und Denkens, die soziale Kompetenz und die Entwicklung des Menschen als spirituelles Wesen entscheidend geprägt wird von der frühen Berührungserfahrung und deren Verarbeitung im Gehirn. Ein Mangel an Zuwendung und liebevoller Berührung führt entsprechend zu einer eingeschränkten Persönlichkeitsstruktur, aber auch zu traumatische Erfahrungen.

Neurowissenschaftlicher haben nachgewiesen, dass jede Art von (achtsamer oder liebevoller) Berührung den jeweiligen Menschen „nachreifen“ lässt. Jede Art von Berührung bzw. Körperkontakt kann Körpererfahrungen und Selbstwahrnehmung verändern.

 

Hast du dich heute schon berührt? Und/oder bist du heute schon berührt worden?

Wenn du dir deines Körpers bewusst bist, weißt du nicht nur, dass du eine komplexe Einheit aus Verstand, Gefühl und Körper bist, sondern spürst dies auch. Diese Einheit wird durch viele Faktoren gestört, dann denkst du, dass du fühlst und bist dir deiner Wahrnehmungen nicht (mehr) sicher.

Oft bist du auch so verspannt, dass dein Spüren reduziert ist. Dies geschieht, wenn du z. B. erschrickst, dann erstarrt dein Körper reflexartig. Falls nicht direkt danach wieder Entspannung und Bewegung stattfindet, bleibt oft die Erstarrung im Körper. Dann bist du dauerhaft in einem angespannten Zustand. Auch wenn du ständig Stress hast, kann Anspannung in deinen Körper dominieren. Es ist als ob manche Körperpartien eingefroren sind. Dort ist dann auch das Fühlen reduziert.

Aus Sicht der fernöstlichen Medizin ist an allen Bereichen mit Anspannung der Fluss deiner Lebensenergie, deines Ki (japanisch), gestört. Gerade Schutzstrategien wie „die Schultern hochziehen“ bringen Anspannung und Starre, sogar Bewegungsblockaden in den Körper, die nach einer Weile Teil der Haltungs- und Bewegungsmuster werden, sogar Teil deiner Persönlichkeit. Und überall dort, wo Anspannung ist und Blockaden sind, ist dein Ki blockiert und steht dir immer weniger für die alltäglichen Aufgaben zur Verfügung, so dass du dich schnell erschöpft fühlst.

Durch Berührung realisierst du, wo Anspannung und Blockaden vorhanden sind. Die Berührung macht dir Vorgänge und Zustände bewusst, die schon immer existent waren, die du aber bisher nicht (mehr) spüren konntest. Wenn du dich selbst besser spüren, in deinem Körper zuhause fühlen möchtest, dann brauchst es Berührung, Kontakt mit dir selbst und immer wieder kleine Übungen in deinem Alltag, die dich mit deiner Wahrnehmung von dir selbst in Verbindung bringen. Damit schaffst du für dich eine Atmosphäre, in der du spürst und langfristig Veränderungen in Angriff nehmen kannst. Dies gelingt mit Übungen und Behandlungstechniken aus Shiatsu, einer japanischen Behandlungsmethode und einem Übungssystem, das dein Ki in Fluss bringt und in Bewegung hält.

Wenn du geerdet und zentriert in dir ruhen möchtest, dann helfen dir Übungen zum Erden, die du immer wieder zwischendurch im Alltag einbauen kannst.

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Ich bin Renate Köchling-Dietrich und du bist bei mir richtig, wenn du dich spüren, gesund und lebendig fühlen möchtest. Ich unterstütze dich mit dem Wissen der traditionellen japanischen Medizin und um den Ki-Fluss dabei, die Signale deines Körpers zu erkennen, zu verstehen und deinen Bedürfnissen gemäß zu leben. Seit zwei Jahrzehnten unterrichte ich dieses Wissen und vor allem seine praktische Umsetzung und das Erleben.

Im Blog findest du dieses althergebrachte Wissen und Erklärungen über die Zusammenhänge. Dabei geht es immer um das Thema Spüren. Denn nur wenn du dich spürst, kannst du deinem Körper vertrauen und ganz bei dir sein.

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1 Kommentar zu „Eine starke Mitte: Tief berührt. Warum Berührung so wichtig ist für dich und andere.“

  1. Liebe Renate,

    du sprichst mir aus dem Herzen. Hier hast du einen wunderschönen, verständlichen Blog zusammengestellt, der es auf den Punkt bringt, wie wichtig Berührung ist.

    Danke, Evelin

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